Der jungsteinzeitliche Fund von Niederperwend
3. Februar 2015
Im Obstgarten des Beitelmairgutes in Niederperwend – unweit des seinerzeitigen Lagerhauses – wurde beim Ausreuten eines Baumes 1926 ein sensationeller Fund aus der Jungsteinzeit gemacht.
Die Art der Fundstücke, es handelt sich um Bruchstücke von Gefäßen und Geräten sowie zum Teil gebrochenen Steinwerkzeugen, Hüttenbaumaterial u. a. lässt vermuten, dass es sich um keine zufällig verlorenen Stücke handelt, sondern um den Inhalt einer kleinen Abfallgrube. Dies lässt auf eine nahe jungsteinzeitliche Siedlung schließen. Der Fund wurde von Ferdinand Wiesinger, Direktor des Museums der Stadt Wels, und Gymnasialdirektor Wolf aus Wels mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes im Frühjahr 1927 ausgegraben.
Die etwa 200 keramischen Fundstücke befinden heute sich im Museum der Stadt Wels und sind dort zum Teil ausgestellt. Der Fund gehört zur Münchshöfer Kultur, um 2500 v. Chr. Die Bezeichnung stammt von Münchshöfen in Niederbayern bei Straubing, nachdem diese jungsteinzeitliche Kultur benannt ist. Wichtigste Fundorte in Oberösterreich sind neben Niederperwend: Rutzing, Dornach-Saxen, Hartheim, Lugnitz, Ufer bei Ebelsberg, Stadl-Paura, und Linz Altststadtplatz. Für Münchshöfer Keramik charakteristisch sind besondere Gefäßformen mit fein geritzten oder eingestochenen, parallel nebeneinander liegenden Linien, die Ornamentbänder bilden, die nicht selten mit quer gestellten Stichen kombiniert sind.
Lebensweise in der Jungsteinzeit
In der Jungsteinzeit 5000- 1800 v. Chr. sind die Menschen sesshaft geworden und betreiben Landwirtschaft: Alle wichtigen Haustiere werden in der Jungsteinzeit aus Wildformen domestiziert: Ziege, Schaf, Rind, Schwein, das Pferd am Ende der Periode, zu Beginn der Bronzezeit. Getreide ist die wichtigste Feldfrucht. Außerdem gibt es bereits Linse, Pferdebohne, Erbse, Möhre und Mohn. Auch der Apfel wird kultiviert. Aus Hanf und Flachs werden Gewebe hergestellt. Die Felder werden mit einem Grabstock bearbeitet. 1,8ha ernähren eine Familie. Die Hütten werden aus lehmbestrichenen Holzgeflechten gebaut. Als Bedachung dient Stroh oder Schilf.
Der Fund von Niederperwend zeigt, dass die Welser Heide für die Besiedlung sehr günstige klimatische Bedingungen aufweist. Reichlich Wasser und im Randbereich, wie in Perwend, fruchtbarer Lehmlöß, auf welchem der Wald gerne einer Graslandschaft weicht, die das Anlegen eines Dorfes begünstigt. Die Welser Heide zählt mit den Funden in Niederperwend und in Rutzing zu den am längsten landwirtschaftlich besiedelten Landschaften Oberösterreichs
Beitrag erstellt von Erwin Prillinger.