Ausflug des Museumsvereins
Es ist beinahe schon Tradition, dass der Museumsverein seinen Mitgliedern die kostenlose Möglichkeit bietet eine Landersausstellung zu besuchen. Heuer waren wir in Schlierbach bei der Ausstellung „MAHLZEIT“, wo in modernen, aber auch in prachtvollen historischen Räumen das Thema Essen und Trinken umfangreich behandelt wird. Nach einer Käseverkostung wurde bei einer Führung viel Wissenswertes vermittelt. Nach einem guten Mittagessen fuhren wir nach Kirchdorf, wo wir in einem sehr bekannten Kaffeehaus uns für die Heimfahrt mit Kuchen und Kaffee stärkten. Laut Auskunft vieler der rd. 50 Teilnehmer war es ein schöner Tag. Dank an das Ehepaar Elisabeth und Dagobert Kropsch, die diese Reise ganz hervorragend organisiert haben.
Festumzug anlässlich des 10. Stadtfestes
Wie vermutlich bei allen teilnehmenden Vereinen , wurde auch im Vorstand des Museumsvereins überlegt, wie man sich beim Festumzug präsentieren könnte. Da vor Jahren der Wasserturm – das heimliche Wahrzeichen unserer Stadt – vom Museumsverein vorbildlich renoviert worden war, entstand die Idee ein Modell im Maßstab 1:10 zu bauen. Dagobert Kropsch erklärte sich dazu bereit, ohne zu ahnen welcher Zeitaufwand damit verbunden ist. Er wollte nämlich den Wasserturm ganz genau nach den Originalplänen nachbauen. Nach drei Wochen intensiver Arbeit war der Turm vollendet. Dieses kleine Kunstwerk wird in den nächsten Wochen im Stadtamt ausgestellt werden.
Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte
Im April d.J. erhielt ich einen an den Museumsverein gerichteten Brief von Frau Dr. Lidia Vogt aus Heidelberg. Darin schrieb sie: „ Mein Großvater, Adolf Braun, war nach den Recherchen meines Vaters im Rahmen des Ersten Weltkrieges im Kriegsgefangenenlager Marchtrenk inhaftiert. Da wir Ende Mai Marchtrenk aus diesem Grund besuchen, ersuche ich zu helfen....“. Daraufhin schrieb ich zurück, dass mir von deutschen Kriegsgefangenen in Marchtrenk nichts bekannt ist, insbesondere da ja Deutschland und Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg Verbündete waren. Rasch stellte sich heraus, dass der Großvater einer von 300.000 Deutschen russischer Staatsangehörigkeit (sog. Wolgadeutsche) war, die von der russischen Armee verpflichtet wurden. Er war von Juli 1915 bis November 1918 in Gefangenschaft.
In dieser Zeit führte er ein Tagebuch, von dem Fragmente noch erhalten sind (Kopie und deutsche Übersetzung liegen vor). Er schreibt darin über das Wetter, die Langeweile, das Heimweh, Ausflüge in die Nachbarorte, Bücher aus der Marchtrenker Bibliothek, schlechtes Essen und vieles andere. Über einen Ausflug nach Holzhausen erfahren wir: „Schöne Gegend, doch das Leben und Treiben der Österreicher passt mir nicht im Vergleich mit den deutschen Bauern in Russland. Die Sittlichkeit steht höher bei unseren Bauern. Besonders verheiratete Frauen – keine Rede.“ Dieses strenge Urteil ist vielleicht mit einem dreijährigen Besuch eine Priesterseminars erklärbar. Das Leben von Adolf Braun endete tragisch. Nach seiner 1918 erfolgten Rückkehr nach Russland wurde er 1937 im Zuge der stalinistischen Verfolgungen verhaftet und in ein Arbeitslager (GULAG) deportiert. Dort starb er 1942 an Hunger und Erschöpfung. Der Sohn Klemens Braun wurde 1945 nach Sibirien zwangsumgesiedelt. Erst 1973 konnte die Familie nach Deutschland auswandern.
Es war eine beeindruckende Begegnung mit dieser sympathischen Familie und hoffe ich auf ein Wiedersehen.
Reinhard Gantner