Rudolf Seiler mit Gattin

Jürgen Seiler mit Familie

„SEILER – 500 Jahre quer durch Europa

Vor einigen Wochen überreichten die beiden Marchtrenker Rudolf und Jürgen Seiler, Vater und Sohn, dem Obmann des Museumsvereins ein Buch, das in vieler Hinsicht äußerst ungewöhnlich ist. Besonders beeindruckend ist, dass dieses Buch in gestochen schöner Handschrift verfasst wurde. Es handelt sich um die Chronik der
Familie und trägt den Titel
 

„SEILER – 500 Jahre quer durch Europa“.

 
Beim durchlesen erkennt man, wie viel Fleiß und Mühen durch Jahre aufgewendet wurden, um nicht nur die Geschichte der fernen Vorfahren, sondern auch die Geschichte der Großeltern und Eltern aufzuzeigen. Es ist die Geschichte von Donauschwaben, die sich vor Jahrhunderten in Ostkroatien ansiedelten und die am Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben wurden. Ich möchte Herrn Rudolf Sailer, der dieses Buch begonnen hat, und seinem Sohn Jürgen, der ihn bei den Nachforschungen bestens unterstützte, recht herzlich zu diesem gelungenen Werk gratulieren. Ich hoffe, dass viele Marchtrenker/innen dieses Buch, das in der Stadtbibliothek entliehen werden kann, lesen werden.
 
Nachfolgend erklärt Rudolf Seiler die Beweggründe zu diesem Buch bzw. geht er auf den Inhalt ein.:
„Anlässlich des 80. Geburtstages meiner Mutter im Jahre 1992 hatte ich versucht einen Überblick Ihres Lebens zu rekonstruieren. In unzähligen Gesprächen mit Ihr wurden Informationen notiert, die dann in einen Ordner, mit Fotos ergänzt, eingeheftet wurden. Das Interesse war geweckt, es gab soviel was wir nicht wussten. Die Vorfahren kannte man bis zu den Großeltern. Die Wörter Volksdeutsche, Donauschwaben gaben Andeutungen aber nicht mehr. In Gesprächen mit der Familie wurden die ersten Schritte gesetzt: Die Kirche weiß viel, und ein Lokalaugenschein vor Ort war wichtig. Sohn Jürgen war motiviert, er zog voll mit, so wurde ein  Schreiben an die Diözese Dakovo, Bischofsitz unweit meines Geburtsortes geschickt, und eine Fahrt nach Mrsovic im Sommer 2003 unternommen. Unser großes Manko war, wir konnten kein Wort kroatisch, so war die Fahr nur insofern ein Erfolg dass die Friedhöfe in Mrsovic und Vucevci (Vater- und Mutterseite) nach 60 Jahren noch unberührt waren, sie waren mit Gras und Gestrüpp überwuchert, die Grabsteine teilweise umgestürzt oder gebrochen, aber wir konnten die Großeltern, Urgroßeltern, die Inschriften waren stark verwittert, die Bilder auf den Grabsteinen gut, finden. 
 
Verwandte aus Deutschland, Brasilien, USA und Australien wurden ersucht um Informationen und Bildmaterial. Die Landesmannschaft der Donauschwaben in Wels gab uns den Tipp der Genealogie-Forschungsstelle in Wels, Herr Ing. Wittman war sehr kooperativ. 
 

Zum Inhalt des Buches:

 
Was uns sehr wichtig war, was waren die Gründe der Auswanderer die ab Anfang des 18. Jahrhunderts in drei Schwabenzügen nach Südosteuropa, ihre angestammte Heimat verließen. Wir fanden zwei Werbezettel aus 1718 und 1736 die der Kaiser in Wien aussandte um Familien anzuwerben die das von den Türken befreite Land besiedeln sollten. Übersicht über das Ansiedelungsgebiet im pannonischem Becken. Wie wurden die Dörfer angelegt, Plan eines Josefinischen Kolonistenhauses (Kanischte Haus), wie und mit welchen Mitteln und Voraussetzungen wurden sie gebaut. Details über den Lehmstampfbau und Schilfdacheindeckung bis zum Kostenvoranschlag. Informationen im Zeitraffer, von der Befreiung des Südostens von Europa von den Türken, und Besiedlung der nahezu entvölkerten Gebiete durch grossteil deutschsprachige Ansiedler bis zur Vertreibung Ende 1944. Weites Fotos die zeigen wie die anpassungsfähigen Donauschwaben, die nahezu in die ganze Welt zerstreut wurden, versucht haben neue Existenzen aufzubauen. Das Hauptthema des Buches: die Geschichte der Familie Seiler vom ersten belegten Auswanderer Martin Ulrich Seiler 1799/1800 über acht Generationen bis zur Jetztzeit. Die Herkunft von Martin Seiler konnte trotz intensiver Nachforschungen nicht weiterverfolgt werden. Letzter Aufenthaltsort war die Ortschaft Oberndorf bei Rottenburg am Neckar, ca. 50 km südlich von Stuttgart, aber die Spur zeigt nach Süden, seine Frau Kunigunde (Secunda) Seiler, geb. Landenberger soll aus Schaffhausen am Bodensee stammen. Informationen aus der Schweiz, die Seilers sollten im 16. Jahrhundert aus dem Raum Mailand, Lombardei und Turin, Piemont über den Simplonpaß zugezogen sein. (Mailänder Feldzüge 1500-1516)
 
Auskunft der Bürgergemeinde Zermatt: Die Seilers sind zugezogen aus Simplon und Gunz über den Simplonpaß. Im Telefonbuch der Schweiz, Kanton Wallis gibt es über 3000 Seiler. Durch Zufall: Information aus Krengelbach – hier gibt es auch Seiler. Nachforschungen ergaben das zwei Söhne des ersten Auswanderers Martin Ulrich, Johann (unser Vorfahre) und Philip Brüder waren (der Vorfahre der Seiler aus Krenglbach). 
Weitere Informationen: Rekonstruierter Hausplan, Ortsplan Mrsovic Stand 1941/1942, Familienchronik, Ahnentafeln, Auszug aus einem Steuerbuch 1803/1804. Das Buch hat 130 Seiten und zahlreiche Detailinformationen über das Leben unserer Vorfahren die 150 - 200 Jahre in dem damals unwirtlichen Land auf Wunsch das Kaisers von Wien sich niedergelassen haben.
Es wäre wünschenswert wenn man diese Sammlung von Daten einem größeren Personenkreis zugänglich machen könnte. 
 
Das Buch wird ab sofort in der Stadtbibliothek aufliegen.“
 
 
Reinhard Gantner