Erinnerungen der Volksschullehrerin Herma Persazi

Über Vermittlung des Ehepaars Rammerstorfer erhielt der Museumsverein aus dem Nachlass der früheren Marchtrenker Volksschullehrerin Herma Persazi ein von ihr angelegtes „Erinnerungsbuch an meine letzte Klasse 1978/79; 3. Schuljahr“.
 
Frau Persazi wurde an der LBA Linz zur Lehrerin ausgebildet. Von 1938 bis 1945 unterrichtete sie, bedingt durch Einberufungen von Lehrern zum Militärdienst, an insgesamt 12 verschiedenen Schulen. Darunter war auch 1942 die Volksschule in Malsching, Kreis Kaplitz, im Sudetenland. Von 1946 bis 1953 war sie als Volksschullehrerin an der Volksschule Hörsching und von 1953 bis 1979 an der Volksschule Marchtrenk tätig. Nach der Pensionierung 1980 zog sie nach Salzburg und heiratete im Alter von 75 Jahren einen pensionierten Zahnarzt.
 
Es ist erfreulich, dass solche Unterlagen dem Museumsverein übergeben werden. Neben zahlreichen Photos von Lehrausgängen und Ausflügen befindet sich in dieser Mappe der handgeschriebene Lehrplan für den Sachunterricht und die Fächer Deutsch und Mathematik.
 
Mit den Worten „Marchtrenk ist ein Heidedorf“ beginnt die besonders informative „Heimatkundliche Stoffsammlung von Marchtrenk“. Daraus möchten wir heute das interessante Kapitel „Friedhöfe in Marchtrenk“ nachdrucken, da immer wieder der Wunsch nach mehr Informationen zur Ortsgeschichte an den Museumsverein herangetragen wird
 

Friedhöfe in Marchtrenk

 Einst lag der Friedhof um die Kirche (Kirchhof). Er hatte drei Eingänge. Sehr zum Ärger des Pfarrers Biedermann drangen durch den rückwärtigen Eingang rechts von der Schule immer wieder herumziehende Haustiere ein. 1834 ließ er diesen Eingang vermauern. Der Friedhof wurde allmählich zu klein. Die Gräber mussten bis dicht vor die Fenster des Schulhauses ausgehoben werden. Das Kreisamt verlangte die Verlegung des Friedhofes.
 
Am 25. November 1844 wurde der neue Gottesacker eingeweiht. Der Grund für den neuen Friedhof wurde größtenteils vom Marchtrenkmüller gegen Kirchengrund eingetauscht. Zur Verschönerung der Planke wurden Vogelbeerbäume gesetzt. 1866/67 entstanden die Friedhofmauer und die Leichenkammer. Für die Mauer lieferte die Gemeinde Sand und Steine, ebenso trug sie die Kosten für die Leichenkammer (Leichenkammer Sanitätspflicht der Gemeinde). Die Ziegel für die Mauer kaufte die Kirche. An der Nordseite des Friedhofes wurden die Priestergräber angelegt. 1901 wurde das alte Speisgitter, welches von Hochegger aus Raab, zu einem Grabgitter umgearbeitet wurde, hier auf neuen Randsteinen eingesetzt.
Der Friedhofbrunnen wurde 1901 geschlagen. Das große Kreuz stammt aus dem Jahr 1904, geschaffen von Linzinger aus Linz. Der Christus aus Terrakotta musste 1906 durch einen Korpus aus Zinkmetall ersetzt werden.
 
Der bestehende Friedhof wurde zu klein und es musste ein Grundstück dazu gekauft werden. Am Ende des 2. Weltkrieges wurden hier drei Juden bestattet. Sie befanden sich auf dem Heimweg vom Konzentrationslager und starben hier in der alten Schule an der Bundesstraße.
Sie wurden einige Jahre später in Anwesenheit eines Rabbiners und des Ortspfarrers exhumiert. Bei den Toten fanden sich trotz der kurzen Zeit nur mehr die Skelette. Bei einem lag die Geldtasche auf den Rippen.
In der unruhigen Zeit nach Kriegsschluss mussten zwei Marchtrenker als sie sich Plünderern entgegenstellten ihr Leben einbüßen. Sie waren die ersten Einheimischen auf diesem neuen Friedhof. Zu dieser Zeit gab es auf dem Friedhof noch keinerlei Umzäunung; bald aber doch eine aus Holzlatten. Die Friedhofmauer wurde stückweise von denen die sich am Rande eine Grabstätte kauften errichtet.
 
In den Jahren 1960/61 wurde von der Gemeinde der Kommunalfriedhof angelegt.
Kosten: 331.416,00 Schilling.
Begründung: Die hier wohnhaften Protestanten mussten bis dahin nach Wels oder nach Thening gebracht werden. Außerdem wurde auch jener gedacht, die im kath. Friedhof aus anderen Gründen keine Aufnahme finden können. In diesem neuen Friedhof gibt es auch einen Urnenhain und eine allen Vorschriften entsprechende Leichenhalle (Sezierraum).
Bürgermeister Josef Scherney, der so sehr für die Anlage dieses Friedhofs in unmittelbarer Nähe des Waldes plädierte, war einer der ersten, der hier seine letzte Ruhestätte fand.
 
Der Kriegerfriedhof, zu Unrecht lange Zeit Russenfriedhof genannt, stammt aus dem ersten Weltkrieg. Im Lager starben sehr viele Gefangene an Seuchen, besonders an der Ruhr.
In diesem Friedhof ruhen: 1283 Italiener, 467 Russen, 11 Serben, 1 Rumäne und 18 Unbekannte. Die Italiener stifteten das Denkmal. Die Friedhofanlage verdankt ihr jetziges schönes Aussehen dem Schwarzen Kreuz. Nach dem ersten Weltkrieg wurden mehrere Italiener in ihre Heimat übergeführt.
Im zweiten Weltkrieg fand 1944 über Marchtrenk ein kurzer Luftkampf statt. Dabei wurden zwei amerikanische Flugzeuge abgeschossen. Sie stürzten auf das Bodenfeld zwischen Beckerfabrik und Beckervilla. Die Besatzung fand dabei den Tod und wurde am Kriegerfriedhof beigesetzt. Nach dem Krieg, während der Besetzung durch die Amerikaner, wurden die Piloten in ihre Heimat zurückgeholt.

Reinhard Gantner