Vom Besuch des Kriegerfriedhofs Marchtrenk
Unser Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Mag. Dr. Gerhard Hubmer erhielt nachstehenden Brief (gekürzter Auszug), der sehr berührt und viel Lob für einzelne Marchtrenker und die Stadtgemeinde enthält.
Vom Besuch des Kriegerfriedhofs Marchtrenk, der letzten Ruhestätte meines Großvaters Francesco Pezzin aus Vicenza (Italien)
von Antonella Pezzin
Ich danke für die Gelegenheit, über meinen Besuch am Kriegerfriedhof Marchtrenk zu berichten, wenn es für mich auch nicht leicht ist, die durchlebten Gefühle zu beschreiben. Meine Neugier und auch die Neugier meiner drei Schwestern, was unseren Opa Francesco betrifft, gibt es seit jeher. Wahrscheinlich auch, weil seine Frau, unsere Oma Vittoria, mit uns gelebt und sehr oft von ihm gesprochen hat.
Mein Vater, Antonio, hat mir erzählt, dass unser Opa während des ersten Weltkriegs in Gefangenschaft geraten ist. In seinen mit Bleistift nach Hause geschriebenen Briefen erwähnte unser Opa ein Gefangenenlager in Österreich. Da er plötzlich zu schreiben aufhörte, war das möglicherweise der Ort, wo er im Alter von nur 26 Jahren gestorben ist. Vielleicht an Hunger oder an einer Krankheit (Tuberkulose?) – wir wissen es nicht.
Mit den meinem Vater und meiner Großmutter damals zur Verfügung stehenden Mitteln war es ihnen nicht möglich, mehr herauszufinden. In ihrem Innersten und in unserem Innersten hofften wir aber alle immer, eines Tages mehr Nachrichten zu erhalten, sei es über Zeitungsausschnitte, sei es über die Briefe, die unser Großvater aus der Gefangenschaft schrieb (alle seine Briefe wurden von unserer Großmutter und später von meinem Vater aufbewahrt). In diesen Briefen, die er an seine Eltern und an seine Frau geschickt hatte und die jetzt bei uns sind, erzählte er immer, dass es ihm gut ginge und dass sie sich keine Sorgen machen sollten, aber dass sie Essen und Geschenke schicken mögen. Meine Urgroßeltern und meine Großmutter schickten alles, aber offensichtlich kam nichts davon an. Dann ist die Großmutter und später auch mein Vater gestorben und so haben wir für einige Zeit nicht mehr daran gedacht.
Vor zwei Jahren, im September 2009, haben wir über einen Cousin in Asiago (Vicenza) von dem Gefangenenlager und der Gedächtnisfeier für die Verstorbenen in Marchtrenk gehört. Heuer verbrachten mein Mann und ich den Urlaub im Friaul und so haben wir beschlossen, von dort aus nach Österreich weiterzureisen, um den Friedhof in Marchtrenk zu besuchen. Die Reise war nicht sehr beschwerlich, aber ziemlich lang. Insgesamt haben wir in diesen drei Tagen ca. 2.000 km zurückgelegt.
Als wir endlich in Marchtrenk angekommen sind haben wir hilfsbereite und freundliche Menschen getroffen (mindestens 3), aber aufgrund der Sprachbarriere konnten wir nicht verstehen, wo der Friedhof sei.
Eine Dame mit Fahrrad (Fr. Evi Japek), die wir nie vergessen werden und der wir jetzt noch dankbar sind, hat uns bis zum Friedhof geführt, indem sie unter sengender Sonne unserem Auto voranradelte. Wir hätten ihn ohne ihre Hilfe nie gefunden. Sie hat uns Gerhard [H.] vom Museumsverein vorgestellt, und dieser hat uns mit viel Hilfsbereitschaft und Geduld durch den Friedhof geführt.
Es war eine überwältigende und großartige Erfahrung, auch, weil ich an meinen Vater gedacht habe, der den seinen nie kennengelernt hat; an meine Großmutter, die uns immer an den Mann erinnert hat, den sie selbst nie vergessen hat (sie hat nicht wieder geheiratet); und an uns, die wir schlussendlich zumindest das Grab unseres Großvaters gefunden haben. Der Friedhof ist einfach, schön, gepflegt und ausreichend, um an das Leben und das Schicksal so vieler Menschen zu erinnern. Wir bedanken uns bei jenen, die sich darum kümmern. Ich habe den Namen des Großvaters auf einem der Gedenksteine gefunden. Bewegend. Wir haben Photos gemacht, damit auch die Daheimgebliebenen alles sehen und erfahren können. Wir haben ein Gebet gesprochen, und ich war sehr gerührt. Danach haben wir mit großer Freude die Photoausstellung im Wasserturm besichtigt. Interessant und bedeutsam.
Ein großes, großes DANKESCHÖN von Antonella, Franca, Vittorina und Silvana Pezzin; vier Schwestern, die endlich etwas über ihren Opa erfahren haben.
Übersetzung aus dem Italienschen Fr. Dipl.-Ing. Sabine Köllerer (Marchtrenk u. Mailand)
Wichtige Termine zum Vormerken:
21. März 2012: Jahreshauptversammlung des Museumsvereins im Gasthof „Zur Goldhaube“
19. Mai 2012: Konzert am Bauernhof mit „unverfälschter“ Volksmusik, Familie Lindinger („Gatterbauer“). In Zusammenarbeit mit der Landesmusikschule.
30. Juni 2012: Ausflug des Museumsvereins zur oö. Landesausstellung nach Braunau und Burghausen.
Reinhard Gantner